Vorvorgestern war ich zur Eröffnung einer Photoausstellung
(Sammlung Bogomir Ecker) im Museum für Fotografie in der Jebensstraße 2.
Eigentlich war das Wetter viel zu kalt, um sich hinauszuwagen, aber die direkte
Zufahrt mit der U 9 war zu verführerisch. Außer uns hatten sich etwa fünfzig
Personen – photographisch Interessierte oder sogar Kenner, Leute, die immer
gehen und solche, die wie ich ihr Fernsehprogramm erweitern wollten –
eingefunden. Allerdings hätte die Ausstellung nur Ersatz für das öffentlich-rechtliche
Samstagsprogramm gewährt, und es war nun mal Donnerstag, der konventionelle für
den Wechsel des Kinoprogramms eigentlich vorgesehene Eröffnungstag. Und wir wissen jetzt,
dass es ein solches Museum gibt.
Empfangen wird man im Foyer von vier wohl Newton’schen Ganzakten,
recht unerotisch in Übergröße und säkularer als die Dürerschen Apostelbilder,
begrüßt wurden wir nach einem akademischen Viertel Wartezeit auf halber Höhe
der geschwungenen Freitreppe von drei sogenannten Einführungsvorträgen, die
abgesehen von ihrer wohltuenden Kürze trotz eines „photographischen Weltauges“
die uninformativsten waren, die ich, glaube ich, je gehört habe. Sie machten
alle drei ganz überwiegend Werbung für den Katalog zu € 42.
Dann wurde für uns das oberste Stockwerk freigegeben, wo wir
den Dialog einer übergroßen eingefärbten Marshmellow-Plastik mit den
Photographien an den Wänden, die dort unter dem Motto „Idylle und Desaster“
aufgehängt worden waren, erleben sollten. Meine Altersschwerhörigkeit hinderte
mich daran, den Dialog zu hören. Die Idylle sollte u.a. wohl durch Photos
norwegischer Wasserfälle, die ich ein halbes Jahrhundert später leibhaftig und
häufg sah, von einem Knud Knudsen vertreten werden, das Desaster waren Photos
aus dem amerikanischen kriminellen Leben, offensichtlich Polizei- und
Pressephotos ungefähr von 1940 bis 1960. Das hätte für sich genommen eine
eindrucksvolle und überschaubare Ausstellung werden können, die man immer noch
unter mehreren Aspekten hätte betrachten können, u.a. dem der professionellen
Auftragsphotographie oder der Verwerfungen der amerikanischen Soziokultur. Schade war es drum,
und so ließ ich mich auf einer der wenigen Sitzgelegenheiten nieder, bestarrte
einen photographierten Wetterballon und registrierte die weitestgehend fehlende
Mode der Besucher. Und woher hatten ein paar junge Besucher am Ende vor der Tür
das Flaschenbier?
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