Natürlich bin ich auf der Welt, weil meine Eltern eine mehr
oder weniger – ich hoffe mehr – vergnügliche Vereinigung vornahmen, die auf dem
Höhepunkt den regelhaften blöden glückseligen Gesichtsausdruck hervorbrachte. Aber
Eltern sind meist doch tabu und daher eher geschlechtslose Wesen und nicht von
dieser Welt. Vor zweiundfünfzig Jahren lernte ich kurzfristig eine junge
Griechin auf Hydra kennen, die ihre Mutter als Teilhaberin an einer solchen
Aktivität heimlich oder offen beobachtete. Der Tabucharakter und der irreale
Traum von Eltern entdeckte sich jedoch damit, dass sie am liebsten ihre Mutter
in einen Sack voll Gewürm und anderem Getier und dazu noch Glasscherben
gesteckt hätte, um sie dann von einem von der Insel aus sichtbaren Fels auf dem
Peleponnes, der seit alters her für solche Zwecke gebraucht worden war, im Meer
zu versenken.
Nach eher flüchtigen Blicken über das Schicksal Lance
Armstrongs und der Weltpolitik las ich sehr viel gründlicher vom Engagement
derLiberty Acquisition Holding des Nicolas Berggruen bei Prisa und schließlich
ein deja vue meiner gestrigen Sätze über die Photos, die Leigh Ledare von
seiner Mutter anfertigte. Diese benennt Magdalena Kroener in der heutigen FAZ
(23. Oktober 2012) als Tabubruch. Ich würde gern schreiben: Damit tabuisierte
und normalisierte der Sohn den Tabubruch der Mutter.
Eigentlich möchte ich damit nur meine Beobachtung über
einige wenige Topoi in Einhandbüchern wiedergeben. Neben dem aufreizenden
Tabubruch der Inzucht, aus dem nicht in der Realität, aber doch in dieser Art
Literatur Eltern ganz in der Regel ausgenommen werden – ein einzelner
Elternteil kann gelegentlich auftreten, Geschwisterliebe in nachptolemäischer
Zeit häufiger auftritt, aber nicht unbedingt zum Lustgewinn beiträgt, dagegen
bei einer anzunehmenden überwiegenden männlichen Autorschaft Tanten für die
Initiation späterer Hauptpersonen von verführerischer Bedeutung sein können,
gibt es nach meiner Erfahrung einen weiteren Lust fördernden Kniff, nämlich
verwandtschaftliche oder gesellschaftliche hierarchische Strukturen für
angeblich nicht zu erwartende Beziehungen zu nutzen. Da man von den Männern eh
nichts besseres erwartet, sind es Großmütter und Professorinnen, wahrscheinlich
auch Pfarrerinnen – siehe die unüberschaubare Zahl von anzüglichen
Illustrationen weiblicher und männlicher Kleriker, die eigentlich
geschlechtslos sein sollten und durch das Gegenteil mindestens ein besonderes
Kitzeln in der Magengrube verursachen.
In dem mit ziemlicher Sicherheit von Henry Miller stammenden
Einhandbuch Opus Pistorum ist sowohl
für dritte als auch für die handelnde Person selbst in der Kombination von
Amerikanerin, Ehefrau und Mutter ihr Verhalten ungewöhnlich, doch für alle
Beteiligten erfreulich.
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