Dienstag, 23. Oktober 2012

Pornographismen




Natürlich bin ich auf der Welt, weil meine Eltern eine mehr oder weniger – ich hoffe mehr – vergnügliche Vereinigung vornahmen, die auf dem Höhepunkt den regelhaften blöden glückseligen Gesichtsausdruck hervorbrachte. Aber Eltern sind meist doch tabu und daher eher geschlechtslose Wesen und nicht von dieser Welt. Vor zweiundfünfzig Jahren lernte ich kurzfristig eine junge Griechin auf Hydra kennen, die ihre Mutter als Teilhaberin an einer solchen Aktivität heimlich oder offen beobachtete. Der Tabucharakter und der irreale Traum von Eltern entdeckte sich jedoch damit, dass sie am liebsten ihre Mutter in einen Sack voll Gewürm und anderem Getier und dazu noch Glasscherben gesteckt hätte, um sie dann von einem von der Insel aus sichtbaren Fels auf dem Peleponnes, der seit alters her für solche Zwecke gebraucht worden war, im Meer zu versenken.
Nach eher flüchtigen Blicken über das Schicksal Lance Armstrongs und der Weltpolitik las ich sehr viel gründlicher vom Engagement derLiberty Acquisition Holding des Nicolas Berggruen bei Prisa und schließlich ein deja vue meiner gestrigen Sätze über die Photos, die Leigh Ledare von seiner Mutter anfertigte. Diese benennt Magdalena Kroener in der heutigen FAZ (23. Oktober 2012) als Tabubruch. Ich würde gern schreiben: Damit tabuisierte und normalisierte der Sohn den Tabubruch der Mutter.
Eigentlich möchte ich damit nur meine Beobachtung über einige wenige Topoi in Einhandbüchern wiedergeben. Neben dem aufreizenden Tabubruch der Inzucht, aus dem nicht in der Realität, aber doch in dieser Art Literatur Eltern ganz in der Regel ausgenommen werden – ein einzelner Elternteil kann gelegentlich auftreten, Geschwisterliebe in nachptolemäischer Zeit häufiger auftritt, aber nicht unbedingt zum Lustgewinn beiträgt, dagegen bei einer anzunehmenden überwiegenden männlichen Autorschaft Tanten für die Initiation späterer Hauptpersonen von verführerischer Bedeutung sein können, gibt es nach meiner Erfahrung einen weiteren Lust fördernden Kniff, nämlich verwandtschaftliche oder gesellschaftliche hierarchische Strukturen für angeblich nicht zu erwartende Beziehungen zu nutzen. Da man von den Männern eh nichts besseres erwartet, sind es Großmütter und Professorinnen, wahrscheinlich auch Pfarrerinnen – siehe die unüberschaubare Zahl von anzüglichen Illustrationen weiblicher und männlicher Kleriker, die eigentlich geschlechtslos sein sollten und durch das Gegenteil mindestens ein besonderes Kitzeln in der Magengrube verursachen.
In dem mit ziemlicher Sicherheit von Henry Miller stammenden Einhandbuch Opus Pistorum ist sowohl für dritte als auch für die handelnde Person selbst in der Kombination von Amerikanerin, Ehefrau und Mutter ihr Verhalten ungewöhnlich, doch für alle Beteiligten erfreulich.

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