Samstag, 13. Oktober 2012

Barbican



Vielleicht täusche ich mich, doch war der Begriff „Barbican“, aus welcher Sprache (s. http://www.barbicanliving.co.uk/h3a.html) auch immer er ins Englische hineingekommen sein mag, vor etwa 1980 (s. http://www.barbicanliving.co.uk/h1a.html) wohl nur dem an mittelalterlichen Festungsbauten Interessierten geläufig. Zu diesen gehöre ich nicht, eher zu denen, die sich unnütze bzw. nur sehr beschränkt nützliche Wörter besser merken können als lebenstaugliche. Daher werde ich wohl vor einer wie auch immer gearteten Altersdemenz das türkische ejderha für Drache oder das griechische kolokithakia für die Zucchini nicht vergessen, das zweite Wort lernte ich vor zweiundfünfzig, das erste vor siebenunddreißig Jahren, und barbican kenne ich seit vierundfünfzig Jahren, als ich mit dem nur wenig früher erwähnten Hervé und dem deutschen Studenten von der Technischen Hochschule in Aachen durch britische Gegenden fuhr. Nach dem Start in Exeter muss Chepstow Castle, mehr oder weniger südlicher Endpunkt von Offa’s Dyke, der chinesischen Mauer zwischen Wales und England, unsere erste Station gewesen sein. Noch wie Kim in Nordindien und nicht schon reisemüde schritten wir die Burg einschließlich ihrer Vorwerke ab, und das Wort für die letztgenannten prägte sich mir ein.
Gelegentlich testete ich englische Bekannte in ihrer Vokabelkenntnis und wurde – sehr befriedigend für mich – nicht fündig. Daher bekam es für eine Zeit eine neue eigene Bedeutung. Die Freundin unserer ganzen Familie, Dereen, die sich selber mit nur einer irischen Großmutter als Engländerin per se definierte, meinte es könne ein vertrauliches Schimpfwort sein, und so kommentierten wir gelegentliche Äußerungen des anderen mit: „you barbican you!“ Was Offa’s Dyke und das noch nicht erwähnte Hay-on-Wye anbelangt, so wecken diese ihre eigenen Assoziationen und sollen deshalb nicht an dieser Stelle einen ihnen nicht würdigen sekundären Platz bekommen.

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