Helene von
Nostitz, Aus dem alten Europa. Rororo
Taschenbuch Ausgabe September 1964. 154 S.
Auf einigen
Internetseiten wird sie als „Saloniere“ bezeichnet, nach Wikipedia
Falschschreibung für Salonnière. Auch wenn dies eine gebräuchliche, wenn auch
offensichtlich seltener gebrauchte Bezeichnung zu sein scheint, hört es sich
doch an wie eine weitere Liegestatt neben der Requamière und Ottomane, sicher
ist aber gewiss, dass Helene von Nostiz zumindest in Berlin, Weimar und Dresden
einen literarischen und künstlerischen Salon führte. Dies scheint in ihren
Erinnerungen zu einem ein wenig zu heftigen name-dropping zu führen, wobei
ebenso gewiss wiederum Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke und Auguste
Rodin offensichtlich nicht zu den droppings gehören. Dies mag auch für andere
gelten, erkennbar wird es in den Erinnerungsskizzen nicht. In das Musée Rodin
schleppte mich 1952 meine Mutter stundenlang, während meine von ihr weniger
verwöhnte Schwester sich im Garten ausruhen durfte, von Hofmannsthal las ich
1957/58 wegen meiner ersten ernsthaften Tanzstundenfreundschaft, Rilke mochte
ich nie, traf aber sein Denkmal im Garten des Hotels La Reina Victoria in Ronda
– bei Helene von Nostitz wird nur Toledo aufgegriffen, als ich 1963 eigentlich
auf den Spuren der „Vier Gerechten“ von Edgar Wallace wanderte.
Mein Flunsch
beim Lesen verwandelte sich allerdings auf den Seiten 82 bis 102 in fast
physische Schwermut. Die „Wiener Notizen aus den Kriegs- und Revolutionsjahren“
fanden selbst noch 1960 in Wien ihre Fortsetzung. Deswegen lohnte die Lektüre
(für mich).
ElizabethBowen
[1899-1973], The house in Paris.
Harmondsworth: Penguin Books 1946 (11935) (Penguin Books 535) und
Rose
Macauley [1881-1958], The world my
wilderness. Harmondsworth: Penguin Books 1958 (11950) (Penguin
Books 1257)
Mein Vater
bedauerte, dass die Deutschen in der Regel nicht so erzählen können wie die
Briten. Das scheint mir auch für diese Sterne zweiter Größe zuzutreffen. Dies
dürfte die wichtigste Gemeinsamkeit dieser beiden Romane sein, auch wenn beide
eine franco-britische Szenerie ausbreiten.
Mein
Hauptproblem bei Frau Bowen war, wie man wohl auf Englisch den Familiennamen
„Michaelis“ ausspreche. Ihre Hauptpersonen abgesehen von den Kindern Henrietta
und Leopold, sind Karen Michaelis, Max und Naomi Fisher, und vielleicht wird
Leopold aus dem menschlichen Durcheinander gerettet.
Bei Frau
Macaulay ist der involviertePersonenkreis recht groß, auch wenn gewiss Barbary,
das Mädchen mit den trostlosen (Vergewaltigung) und verantwortungslosen
Erfahrungen aus dem Maquis die wichtigste ist. Unterschiedliche Charaktere und
Schicksale stoßen kaum immer glücklich aufeinander. Die Seelenqualen bzw. Bewältigungsmechanismen
sind offensichtlicher und universeller als bei den Personen Frau Bowens, die
kaum jemals aus ihrem eigenen Schatten heraustreten.
Beide Bücher
scheinen den Lebenserfahrungen und –weisen ihrer Autorinnen zuordenbar, was man
vielleicht nicht sollte, aber durch ihre Offensichtlichkeit wird man zu dieser
Konjunktion fast gezwungen.
Ein drittes
Penguin Bändchen ist
Lionel
Trilling [1905-1975], The middel of the
journey. Harmondsworth: Penguin Books
1963 (1USA 1947) (Penguin Books 1923), ein intellektueller (Schlüssel)roman,
dessen handelnde Personen nicht wirklich leben, sondern von des Gedankens
Blässe leicht mumifiziert erscheinen.
Auch
Siegfried Sassoon, Memoirs of a
fox-hunting man. London – Paris: The Albatross Ltd. 1947 (4975),
eingeordnet sub Purple Volumes: Biographies
and historical novels, besser vieleicht aber als biographical novel zu
benennen, mit den diskreten und dennoch intensiven Hintergrungsgeräuschen des
Ersten Weltkriegs, ist dem Zahn der Zeit erlegen, nachdem der Block mehrfach gebrochen
ist. Ebensowenig wie der Hinweis, dass eine solche Ausgabe not to be introduced
into the British Empire or the U.S.A. ist, vermögen die Schäden dieses
Exemplars, das gedämpfte Vergnügen bei der Lektüre zu mindern.
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