Die Hochglanzbroschüren
der Johannes-Universität trugen die Überschrift „bologna process: the
fulfillment of the european higher education area. wir suchen die Besten der Besten,
um unser Bestiarium zu füllen. Wir wollen die Besten, auch wenn die Besten
nicht immer unkompliziert sind, auch wenn die Besten nicht immer die
einfachsten sind“. Verborgen wurde die Unmöglichkeit des Universitätswechsels
hinter dem Slogan: „you will never want to leave John-University again“. Und
das trotz einer Unzahl von Partnerschaften mit Universitäten in aller Herren
Länder, einschließlich der Sapienza in Rom. Nicht weitersagen: Das ist der Forschungs-,
nicht der Studienverbund.
Als gehörten sie nicht
dazu, traten die Manager der deutschen Industrie und der deutschen Banken immer
wieder in breiter Phalanx auf und äußerten sich auf Talkshows, auf
Pressekonferenzen, auf denen es oft galt, Mißerfolge zu erklären, und natürlich
in den ihnen zur Verfügung gestellten Spalten deutscher Qualitätszeitungen
daüber, dass der Standort Deutschland schon seit etlichen Jahren den Anschluß
an die Weltkonjunktur verloren habe. Es konnte nicht mit den Wachstumszahlen
der Volksrepublik China und in etwas jüngerer Zeit Rußlands konkurrieren. Sie
konstatierten, dass Deutschland seine Volkswirtschaft erfolgreich umbauen werde,
so dass der deutsche Aktionär in Gestalt der Großbanken und Versicherungen mit
Renditen rechnen können werde, die denen entsprechen, die noch vor einigen
Jahren David Beckham und Zinedine Zidane aus ihren Füßen zogen – share holder
value. Das geht aber nicht ohne schmerzhafte Einschnitte und ohne mehr
Eigenverantwortung des einzelnen, der nicht Aktionär ist. Wir fordern die
Aufgabe der sozialen und ökologischen Romantik. Wir fordern aber auch, das
angestaubte Gerede über Gemeinkosten-Wertanalysen und strategische Portfolioanalysen
aufzugeben, nicht mehr Lean Management, Total Quality Management oder Business
Reengineering zu propagieren. Dies wollen wir den Jugendlichen, die jetzt am Beginn
ihres Berufsweges stehen, klar machen: Die Eigenverantwortung wird größer. Wer
seine Zukunft sichern will, muß sich heute in stärkerem Maße als früher selber
dafür einsetzen. Er darf sich nicht allein auf die Gemeinschaft verlassen. Und
dies wird so formuliert, dass hier die Gemeinschaft, dort Du bist. Die Gemeinschaft
sind nicht mehr wir, sondern ein anonymer überforderter Wohltäter. Und wir,
das sind die Parasiten. Aber – und jetzt kommen die Streicheleinheiten – es
gibt zahllose Möglichkeiten, Dinge selbst in die Hand zu nehmen, zu verbessern
und zu gestalten. Wer etwas bewegen will, kann gerade auch in der Welt der Technik,
aber auch insgesamt als aktives Mitglied der modernen Wissensgesellschaft
seinen Weg machen. Wir von Seiten der Wirtschaft werden dafür sorgen – und tun
es bereits, vor allem an der Johannes-Universität –, dass der Innovationsgeist
unseres Nachwuchses die besten Rahmenbedingungen findet, dass Innovation zu
einer Dauerinvasion in den menschlichen Geist wird. Unsere Hochschulpartnerschaften,
in denen wir gegenüber den Wissenschaften unsere Erwartungen an diese artikulieren,
durch Stipendiatenprogramme und den dualen Weg einer begleitenden Berufsausbildung
– eine Unverschämtheit verblendeter Jugendlicher, wenn sie spötteln: „vom
Praktikum in die Rente“, schließlich müssen wir darauf achten, im Interesse der
Gemeinschaft unsere Gestehungskosten so gering wie möglich zu halten – wirken
wir darauf hin. So werden wir weltweit den besten Nachwuchs hervorbringen,
einen Nachwuchs in einer Kultur, die die Unersättlichkeit des Lernens so
internalisiert hat, dass sie auch im Erfolg nicht nachläßt. Denn auch ein
Elefant muß tanzen, er muß Angst vor dem Tod haben. Wenn nicht, stirbt er. So
beweisen wir, dass wir uns nicht länger nur auf die Innovation von Produkten beschränken,
sondern dass wir einen Beitrag zu einem ernsthaften, konstruktiven Dialog über
die Innovation unserer Gesellschaft leisten. Die Besten werden diejenigen sein,
die den Elitestudiengang „Finance & Information Management“ absolvieren,
zuerst nur an den Reklameplakaten der Deutschen Bank vorübergehen, diese später
selber kreiieren. Die Unterschrift unter solchen Aufrufen war schließlich das
Kollektiv der Universität, auch wenn der spätere historische Bildungsforscher
besonders häufig die der Grebenstein entdeckte, aber selbst van Groningen ließ
sich zur Unterzeichnung verleiten.
Eine sehr frühe, später
zurückgenommene Entscheidung war das in Reaktion auf die gesellschaftlichen
Bedürfnisse und im Interesse späterer Karrieren entworfene Konzept der
Doppeldiplome, ein natur- oder sozialwissenschaftliches und zusätzlich ein
kulturwissenschaftliches Diplom, mit dem aktive sprachliche Kompetenz, nicht
nur Lesefähigkeit und interkulturelle Kompetenz soweit vermittelt werden, dass
sich der Chinese wie ein Deutscher und wir uns korrekt chinesisch verhalten,
oder aber, ab wann wir in China die Contenance aufgeben können, ohne das Gesicht
zu verlieren. So etwas nennt man im Geschlechterkampf Rollentausch, im
akademischen Bereich internationale Kompatibilität. Damit erfüllen wir die
Forderungen der Wirtschaft nach einem ganzheitlichen Bildungsideal, nach Gegenwartsbezug,
nach teilnehmender Beobachtung im Interesse der deutschen Wirtschaft und
Politik, welche elegant auf der Spitze eines Stecknadelkopfes tanzen. Unsere
Studiengänge, auch wenn sie seit Bologna die selben Namen tragen, müssen sich
nur durch Gleichwertigkeit, nicht Gleichartigkeit auszeichnen, wenn wir auch
manchmal durcheinander geraten und nicht mehr genau wissen, ob wir gleichwertig
oder gleichartig meinen, was aber angesichts unserer Führungsrolle kaum Bedeutung
hat. Auf jeden Fall nennen wir heute interkulturelle Kompetenz, was törichterweise
in nationalsozialistischer Zeit als Nationenwissenschaft, nach 1968 als
Ausbruch aus dem Elfenbeinturm gefordert wurde, zwar sich selbst zu erkennen,
vor allem aber sich selbst in den politischen Möglichkeiten unserer Antipoden
zu erkennen.
Stattdessen sind wir
voller revolutionärer Pläne und zerstören unsere Revolution, weil wir dem Rest
der Uneingeweihten nicht zuviel Fremdheit zumuten wollen. Wir wollen zum
Nachdenken zwingen, wollen die Schere, die sich auftut zwischen den
Wissensmöglichkeiten unserer Informationsgesellschaft und unserer hirnigen
Kapazität, wieder schließen, aber nicht nur das, auch dem Zufall wollen wir
wieder eine Chance geben. Im Schutze des von uns kontrollierten
wissenschaftlich und in seinen Entscheidungen von Bertelsmann und anderen
möglichen Mobbinginstitutionen unabhängigen Centrums für Hochschulentwicklung
bieten wir bei uns – allerdings, ohne ältere und bewährte Studienmuster
aufzugeben – die ganze Liste universitärer Berufsattrappen an, den bereits
erwähnten Kulturwirt und Wissenswirt und Wissensbilanzierer, darüber hinaus
aber auch die Angewandte Literatur- und Kulturwissenschaft, in der Lesen zu
einer Anwendung wird. Wir bieten die Angewandte Geschichte der Moderne als
Vorbereitung zum Politiker, die Kulturwissenschaft der Antike als Vorbereitung
für Werbung und Sportjournalismus, Interdisziplinäre Mittelalterstudien zur
Vertiefung in arbeitsmedizinischen Tätigkeiten. Wir bieten auch Studiengänge
zu den verschiedenen erneuerbaren Ressourcen: man kann Wasser, Luft, Sonne
studieren in Verbindung mit ökonomischen Kenntnissen zur mittelfristig
tragfähigen Subventionspolitik. Alle diese Studiengänge werden von
Einführungen in Methodik, Didaktik und Präsentationstechniken begleitet,
e-learning ist längst eine Selbstverständlichkeit, weil damit unser Anhang
befriedigt werden kann, auch wenn die Präsenzpflicht bestehen bleibt und ein
Großteil der Lehre darauf verwandt wird, Anwesenheit festzustellen. Die wahrhaft
tüchtigen Studenten nutzen längst die vielfältigen Möglichkeiten interkommunikativen
Lernens im Internet mit Lernspielen zur Relativitätstheorie mit Hilfe baden-württembergischer
Reklametafeln oder zur chinesischen Geschichte mit Katastrophenszenarien bei
falschen Antworten. Auf Schleichwegen wollen wir unser Ziel erreichen und
bemerken nicht, wie unsere Hintern immer fetter und in einem tollpatschigen
Tanz umwerfender und wir von Helden zu Autokraten werden.
Im Sinne Heraklits soll es nicht darum gehen, durch das
Studium in Gütersloh ein Faß zu füllen, nicht im Sinne des Nürnberger Trichters
die Studierenden abzufüllen, sondern es soll eine Flamme entzündet werden, die
von den Absolventen in die Welt hinausgetragen wird, auf dass sie zum Besseren
verändert werde und niemand mehr sagen könne, die weitaus besten Männer und
Frauen lägen auf den Friedhöfen. Geschehen kann dies durch kleine Seminare,
also günstige Dozenten-Studenten-Relationen, durch die Forderung ständiger
Mitwirkung und sei es, dass man dafür die Nächte in der Bibliothek mit
handgreiflicher oder virtueller Recherche durchwachen muß, einmal mehr nicht
wie in Wiens Hauptbibliothek, da die Außenwelt der Stadt fehlt, die man
einbeziehen könnte, etwa in dem Sinne, dass hier Familien Kaffee kochen können.
Das bedeutet natürlich, dass ein ganz bestimmter Studententyp erforderlich
ist, der nicht vor dem Zeitgeist kriecht, ihn vielmehr schafft. Es ist zu
überlegen, ob man Kriterien der öffentlichen Anerkennung zu Grunde legt, dass
zugelassen neben den Oberstufenabsolventen des Stiftischen Gymnasiums nur
Studienstiftler, Fulbrightstipendiaten, Landessieger bei „Jugend forscht“ oder
im poetischen Wettstreit mit den Schülern der Poetik am Fürst-Erzbischöflichen
Gymnasium zu Kremsier geworden sind oder „A Star is Born“ werden, junge Menschen,
die die Hände des Bundespräsidenten oder zumindest der führenden
Jury-Mitglieder bereits geschüttelt oder big brother und den Dschungel überlebt
haben. Eine andere Möglichkeit ist der Nachweis eigener öffentlicher
Aktivitäten in politischen Organisationen als Beweis von intellektueller
Wachheit und sozialer Verantwortung oder wenigstens eine Befragung für das
Politbarometer des deutschen Fernsehens, die Inhabe von Vorsitzen in studentischen
und anderen Vereinigungen – z.B. die zehnjährige Mitarbeit in und zeitweilige
Leitung der Jugendarbeit in der evangelischen Kirche zwischen sechzehn und
sechsundzwanzig, nebenher als Assistentin der Geschäftsleitung eines Fremdspracheninstituts
etc. oder Managerin von Ashoka – mit der dennoch hinreichenden Flexibilität,
im richtigen Moment sperrig oder nachgiebig zu erscheinen – oder beruflicher
Erfolg bereits in jugendlichem Alter im Theater, Film oder durch den Aufbau
eines Internet-Start-ups. Auch das konnte natürlich tendenziell ins Auge gehen,
so als unter dem Vorzeichen der Universität zwei Studenten eine Internet-Seite
einrichteten „Fuck for Forest“, bei der man gegen eine Gebühr von 25 €, die dem
Schutz des Regenwalds zu Gute kam, sich bis zu den sekundären Geschlechtsorganen
entblätternde Studentinnen und Studenten betrachten konnte, während alle Ebenen
der universitären Bewilligungshierarchie vom guten Zweck geblendet wurden.
Einen begrenzten herostratischen Ruhm ernteten die beiden zusammen mit der
Krombacher Brauerei dadurch, dass sie den juristischen Lehrern nach dem
Herrenreiter und diversen Viagra-Reklamen unter der Gürtellinie einen neuen einprägsamen
Fall schenkten. Aber obwohl man auch alle anderen Überlegungen anderer
deutscher Universitäten vom Interview mit fachbezogenem Eignungstest bis hin
zur Feststellung des IQ durch MENSA gegen vom Studenten zu tragenden Gebühren
erwog, wurde schließlich aus Bequemlichkeitsgründen dem schulischen Hintegrund
der Vorzug gegeben.
Der studentische Typ entsprach den
Vorstellungen, die vor wenigen Jahren der Präsident der Freien Universität,
Dieter Lenzen, in einem Beitrag in der Hauspostille der Universität formuliert
hatte und den Frau Grebenstein ausgeschnitten und hinter Glas statt des Photos
eines geliebten Menschen auf dem Schreibtisch stehen und internalisiert hatte.
Sie hatte – und mit ihr die ganze Universität – den Bildungsauftrag erfüllt,
junge Menschen, fast noch Kinder durch das Studium zu geleiten, hatte die
Kollegformen geschaffen, die den schulischen Unterrichtstyp mit der Freiheit
und gleichzeitig der (Methoden-)Strenge wissenschaftlicher Erkenntnissuche
verbinden, damit es an gelahrten Leuten in unsern Landen nicht Mangel gewinne.
Alle diese Möglichkeiten wurden zumindest in einer gewissen
Ausschließlichkeit verworfen. Eines stand fest: obwohl das Studium frei sein
sollte (siehe die relativ bescheidenen Mittel, die durch Studiengebühren
erwirtschaftet werden können), nur handverlesen sollte die Zulassung zum
Studium erfolgen. Nicht gebraucht allerdings wurde das beliebteste
Privatisierungsargument gegen Studiengebühren, dass nämlich, da diese nur den
staatlichen Zuschuß senken würden, auf diese verzichtet werden könne, ein
schönes Beispiel für den Weg der Akademiker zur Emanzipation vom Staat. Gesucht
werden Studierende, die bereit sind Spitzenleistungen zu vollbringen, geboten
wird von der Universität neben der Ermunterung, dass sich die deutsche
Wissenschaft auf die Hinterbeine stelle, dagegen die Chance „to be free to be
excellent“, d.h. mit Eigeninitiative Stipendien, Praktika und Auslandserfahrung
zu sammeln und den eigenen so klar vorgezeichneten Karriereweg zu gehen,
lediglich mit dem Gütesiegel der Johannes-Universität zu Gütersloh und
Coaching-Kursen für den Karrieresprung durch seriöse Coaches, die sich selber
supervidieren lassen. Damit haben wir exzellente Programme für die Karriereplanung
der Young Professionals, die wir über Gütersloh hinaus mit europäischem
Gütesiegel in den internationalen Wissensverbund integrieren, mit Tromsø,
Turku, Truro und Tréguier verknüpfen.
Von den Studenten
werden gute Dozenten-Studenten Relationen gesucht, der scheinbare Schritt ins
tatsächliche Leben, wenn man mit Managern von Bertelsmann oder Miele ganz
unmittelbar studieren kann, nicht mehr auf Vorlesungen angewiesen ist, sondern
in der gemeinsamen Auseinandersetzung während des Rollenspiels zu komplexen
Fragen komplexe Antworten erkämpft und die Grenzen neuer Theorien und die
Möglichkeiten ihrer praktischen Relevanz optimistisch desillusioniert erkennt.
Sie wollen die Energie entschlossener Kommilitonen verspüren, auf die vom
ersten Tag an Verlaß ist, die aus eigener Initiative Verantwortung übernehmen
und Außergewöhnliches tun, statt einfach den Lehr- und Lernplan zu erfüllen.
Sie möchten Zeit haben für Fragen, Irritationen und ausgedehnte Antworten. Z.B.
soll es nicht mehr ein Wirtschaftsstudium im konventionellen Sinne mit simplen
einlullenden Steuerungsmodellen geben, vielmehr soll es von Impulsen aus der
Soziologie, Politologie und Philosophie beeinflußt werden. Es soll die Entwicklung
von Märkten und Unternehmen vor allem in instabilen, turbulenten und
unbekannten Kontexten erforschen, Risikomangement und Trendbestimmungen
vornehmen und einmal mehr die Wechselwirkung von Wirtschaft und Kultur bestimmen.
Es soll der Wohlstand im dritten Jahrtausend bewahrt werden, indem the year 20??
– beliebig – will be joined to the
learning curve of European asset management, die zu Wohlstand und sicheren
Häfen führt hinter dem Horizont von 2009/2010, denn je gefährdeter die Welt,
desto nötiger der Fortschritt, der bei uns konkretisiert wird. Zu diesem Behufe
werden sich der Managing Director and Head of Portofoliomanagement der Hypo-Vereinsbank,
das Mitglied of the Board der Union Asset Management Holding, die Executive
Director und die Quantitative Strategies & Global Balanced Product Manager
der Féderation – unter Einschluß Rumäniens und der Türkei – Européenne et
Chinoise des Fonds et Sociétés d’Investissement, der Global Head of Markets
Research und Global Markets und die Präsidentin der Services for Asset Managers
den bohrenden Fragen der Studenten nach dem technological launch pad, der new
distribution power und dem virtual vendor and buyer stellen. Dadurch sollen die
portfolio returns by tactical asset allocation verstärkt werden. Die Frage des
level playing field oder des playing on different levels soll ebenso
angesprochen werden wie prudential standards und portfolio performances. Und
eine Herausforderung für Lehrende und Lernende wird wegen der relativ
ungewöhnlichen sozialwissenschaftlichen Orientierung die Auseinandersetzung
mit den traditioneller orientierten wirtschaftswissenschaftlichen Organen
sein, denn Antworten von gestern taugen nicht für Fragen von morgen. Allgemeinbildung
in zwei, Eliteausbildung ebenfalls in zwei, Spezialisierungen in einem weiteren
Jahr sollen vermittelt werden, lebenslanges Lernen wird in drei Jahren erledigt
und dann den Absolventen als Lebensaufgabe mitgegeben zusammen mit der
Fähigkeit zu erfragen, was gelernt werden muß. Dies geschieht durch unsere
eigenen Anstrengungen, aber auch durch die vertraglich abgesicherten Synergieeffekte,
die sich aus der Beteiligung der Johannes-Universität am virtuellen
Hochschulverbund von Bayern, über Hagen bis nach Berkeley und Beijing ergeben.
In nur wenigen Jahren werden unsere Absolventen nicht nur mit den besten der
Welt konkurrieren, sie werden die besten sein. Um dies zu erreichen haben wir
die Trimestereinteilung eingeführt, haben das Lehrdeputat des arbeitenden Teils
der Dozentenschaft erhöht und damit eine unvergleichliche Betreuungsdichte erreicht.
Ein gewünschter Nebeneffekt ist die dadurch erreichte Bindung der Studenten an
unsere Universität, weil wir bewusst die Kompatibilität mit dem ach so maroden
sonstigen deutschen Universitätssystem aufgeben und einen Studienortwechsel
praktisch unmöglich machen. Und natürlich weisen wir die Vorwürfe von Heike
Schmoll, dass wir zur Fachhochschule denaturiert sind, entschieden zurück. Ist
die geglückte Integration der Pädagogischen Hochschulen vor mehreren
Jahrzehnten tatsächlich bereits vergessen?
Und die
Johannes-Universität wird diskrete Annoncen placieren in Anlehnung an die im
Internet oder in der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung wie z.B. die des Prof. Dr. Wolfgang Scholze vom
Institut für Wissenschaftsberatung Dr. Frank Graetz und Dr. Martin Drees GmbH,
der bei der legalen Realisierung „Ihres Promotionsvorhabens“ helfen möchte.
Sie wird berühmte Jornalisten mit leichtfüßigen Essays promovieren und später
für die regelmäßigen Pressekonferenzen der Universität akkreditieren. Und sie
wird Auslandsjobs, gegebenenfalls sogar im Irak oder in anderen interessanten
Staaten des Nahen Ostens, vermitteln und darüber hinaus darauf achten, dass die
Gehälter nicht wie bei amerikanischen Managern stagnieren.
Daraus ergibt sich, dass
die Studierenden an unserer Universität über analytisches und vernetztes,
analysierendes und vernetzendes Denken und über kommunikative und soziale
Fähigkeiten verfügen müssen. Englisch wird die lingua franca sein, wenn man von
expansionierender Interlektualität – ist das Intertextualität?, die in
Containern im Meer versinkt wird – hinter Capri?, so dass die Fischschwärme erschreckend
und erschrocken auseinanderstieben – wer erschreckt wen, während er
erschrickt?, um schließlich im Konsenz – hinter Konz an der Mosel, beim Zusammenfluß
von Mosel, Saar und Ruwer? – wieder zusammenzufinden. Über Partnerschaftsverträge
sollen Sprachkenntnisse bei den jeweiligen Eingeborenen erworben werden, die
Muttersprache hier im Lande, auf das zumindest das Deutsche beherrscht werde
und wir nicht in prähistorische Lallphasen zurückkehren, weil wir keine
Sprache mehr beherrschen abgesehen vom undifferenzierten Englisch des jeweiligen
Ausländers. Natürlich werden wir Kollegen unserer Partneruniversitäten
regelmäßig einladen und so unseren Studenten die Möglichkeit geben, die
jeweilige Muttersprache zu hören, nicht nur Englisch der Kreationisten, sondern
eben auch Französisch der Resistance, Russisch der Nomenklatura, Arabisch der
Aufklärung und Chinesisch des Neokapitalismus. Hindi lernen wir zuerst, dann
hören wir es von den Inhabern der Greencards oder den angeblichen Nutznießern
des deutschen Einwanderungsgesetzes.
Daraus ergibt sich überdies, dass
Forscher, Lehrer und Studenten zu Teilnehmern eines transmutativen
Marktgeschehens werden. Die Absolventen werden zu einem Produkt, dessen Wert
durch Controlling eruiert wird. Und so benötigen wir auch den fähigen
Controller, der als Wissenswirt ausgebildet ist.
Und so wird bei einem
der ersten Rankings bereits Gütersloh im Gesamturteil der Studierenden den
ersten Platz einnehmen, in einer ganzen Reihe weiterer Kategorien – denn auf
dem Campus ist die ganze Welt vereint und um die Ecke lockt die jugendliche
Kulturszene Güterslohs und seiner Universität, nur wenig weiter die etablierte
Kultur Westdeutschlands und der Niederlande gepaart mit schöpferischer
Liberalität – und keineswegs zuletzt auch bei den wissenschaftlichen Veröffentlichungen
als Maßstab für die Forschungsleistung führend sein. Keiner hat mehr die
Möglichkeit, alles zu lesen – die neue Form des Analphabetismus, weil erstickt
unter den Kissen voller Wörtern – und festzustellen, wie die Versatzstücke aus
dem PC purzeln, sich mit den neuesten Internetseiten vermischen, so dass es
kaum nötig sein wird, deswegen einen Mord zu begehen. Wird man bei studentischen
Arbeiten noch Suchmaschinen wie www.google.de oder ähnliche oder www.hausarbeiten.
de und www.plagiarism.org einsetzen, wächst das Vertrauen mit dem
Erfolg und ein Professor, des Plagiats überführt, wird kaum noch Folgen
verspüren, besonders, wenn das Plagiat auf einer Stelle an einer norddeutschen
Universität aus Diskretion und kollegialer Solidarität im äußersten Südwesten
nicht bekannt wird und daher folgenlos bleibt. Die ersten Schritte können auch
folgenlos bleiben, wenn man der modernen Moral der Diskretionszonen folgt und
seine Arbeit zu einem Teil der Prüfungsakte erklärt. Am wirksamsten jedoch
tritt man den interessierten Bösen durch Veröffentlichung von neueren Arbeiten
entgegen. Wir montieren Heldenlieder zu Nonsense-Versen von Edward Lear, wir kopieren,
was die Copy-Taste noch nicht erfaßt hat oder wenn, transponieren wir Troja in
unsere Welt. Jede Überprüfung unserer Arbeit darf nur mit der gebotenen
Fairness uns gegenüber erfolgen. Die Erfindung von Ergebnissen muß uns nachgewiesen
werden. Das gleiche gilt für den Vorwurf des selektiven Ausblendens und
Verschweigens unerwünschter Ergebnisse oder ihrer Substitution durch erfundene
Ergebnisse. Beweisen Sie mir die mißbräuchliche Anwendung statistischer
Verfahren in der Absicht, Daten in ungerechtfertigter Weise zu interpretieren.
Was kann ich für die Qualität chinesischer Statistiken, was für die zur
Fehlinterpretation einladenden Daten und was dafür, dass ich die neuesten
Methoden nicht beherrsche? Unter welchen Bedingungen habe ich Ergebnisse
verzerrt interpretiert oder daraus ungerechtfertigte Schlußfolgerungen gezogen?
Wo und wann sind die Grenzen zum Plagiat überschritten, nachdem mich eine
westdeutsche Universität trotz solcher Vorwürfe – zu lächerlich, da es sich
doch nur um eine graue honorierte Publikation des niedersächsischen Presse- und
Informationsamtes gehandelt hat – auf eine Professur berufen hat. Spätestens
dann bin ich für die Zukunft exkulpiert. Wie kann ich fremde Forschungsergebnisse
verzerrt wiedergeben, wenn ich sie nicht verstanden habe, und schließlich: wozu
habe ich Mitarbeiter, wenn ich deren Forschungsergebnisse nicht unter meinem
Namen veröffentliche? Schließlich verdanken sie mir ihre Stellen, und der Weg
des Assistenten muß ein Leidensweg sein, wie der Kollege einer künftigen
erhofften, doch nicht realisierten Eliteuniversität noch 2004 behauptete. Und
dann noch der Kleinkram: Warum sollte ich Mehrfachveröffentlichungen, eine
unschuldige Variante der versteckteren Redundanz, die meine Publikationsliste
„wattieren“, offenlegen, warum bei der Mühe des Recherchierens und Kopierens
die zusätzliche Qual des Zitierens auf mich nehmen, warum nicht lieber zu Kopierendes
durch Verfremdungsprogramme jagen, um denunziatorischen Abmahnvereinen zu
entgehen, warum nicht die Laienöffentlichkeit so schnell wie möglich an meinen
Forschungsergebnissen teilhaben lassen, bevor sie von Zweiflern und Neidern zerredet
werden? Warum sollte ich ältere Ergebnisse anderer nennen angesichts der immer
kürzeren Halbwertzeit wissenschaftlicher Erkenntnis? Oft sind es meine eigenen,
bei denen mich allenfalls der Vorwurf des Wiederholungstäters treffen könnte,
eigentlich aber auch nicht, wenn der Leser nicht in der Lage ist, die so
ungemein wichtigen verschobenen Nuancen zu erkennen. Muß man nicht anerkennen, dass
sich die wissenschaftlichen Arbeits- und Schreibtechniken geändert haben? Natürlich
hat die Johannes-Universität als eine der ersten in Deutschland, als erste von
Anfang an – der Vorteil der späten Geburt – Leitlinien für den Umgang mit
Plagiatoren in ihre Studien- und Prüfungsordnungen aufgenommen, Plagiat zum
Delikt erklärt, das mit der Verweisung von der Universität geahndet wird. Aber
das gilt für die Studenten. Für uns Professoren und Dozenten ist dies ein wirksamer
Schutzwall gegen Vorwürfe dieser Art gegen uns. Und meinen Mitarbeitern habe
ich in der Regel im Vorwort gedankt. Dennoch wache ich wegen dieses
Fragenkatalogs schweißgebadet auf und nehme um sechs Uhr früh eine kalte Dusche.
Der Kälteschock läßt mich die Realität wieder sehen: das macht man nur in
Dänemark so. Und nicht nur das: haben wir doch im Einklang mit dem Centrum für
Hochschulentwicklung und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt
einen eigenständigen Lehrstuhl für Bibliometrie zur Entwicklung eines gerechten
impact factors an der Johannes-Universität eingerichtet.
Doch nicht nur die Evaluation durch die Studierenden wird
derart positive Ergebnisse bringen, auch professionelle, mitbestimmte
Gutachtergremien werden das Bündel innovativer Maßnahmen, Kommissionen und
schließlich Forschungen in sich selbst als ebenfalls innovative Leistung
ansehen. Neben der Kommission für innovative Strategien und zum Ausbau von
Kooperationsnetzen, die Arbeitsgruppe Forschung, Technologie und Innovation,
daneben die bloß für Technologie und Innovation, die Bildung eines
Technologierats, Initiativen, die Impulse für Fortschritt und Innovation
liefern, die Forschergruppe für ökologisch-soziale Innovation und sanfte
Gentechnik bis hin zur allgemeinen Innovation Deutschlands, das Institut für
Zukunftstechnologien, das Rechtsinstitut Gerechtigkeit und Innovation, das
Institut für Bildungsstandards, wo normierte Testaufgaben zur Evaluation von
Schüler- und Studentenleistungen, nachdem zunächst Bildung selbst normiert
worden ist, entwickelt werden, wodurch die Universitäten selbständig in die
Lage versetzt werden, sich der in der Lehre erreichten Leistungen zu
vergewissern. Hierfür wurde überdies nicht ein Professor aus Erlangen, sondern
auf direktem Wege der Bildungsguru der OECD gewonnen. Und schließlich die
Federführung in von der Bundesregierung eingerichteten Innovationsräten.
Nicht zu vergessen das
Kontrollnetzwerk, das man selbst kontrolliert, so dass Schreibtischtäterschaft
nach menschlichem Ermessen nicht entlarvt werden kann, selbstverständlich
Aufmerksamkeit erfordert. Dies ist die einzige schwache Stelle: durch
Gewohnheit entschärfte Umsicht. Noch besser ist es, wenn der Betrogene und
Betrüger zugleich ein Leibniz-Preisträger ist. Dann kann man sich einmal mehr
auf die Lichtenbergsche Übersetzung eines Butlerschen Distichons zurückziehen:
„Gewiß hat beides sein Vergnügen, Betrogen werden wie Betriegen.“ Subsumiert
wird ein intensiver wissenschaftlicher, komplexitätsreduzierter Ausstoß
schließlich wissenschaftlicher Kreativität. Tun kann man dies auch durch umfangreiche
Selbstzitate oder die Aufnahme überflüssiger Teile wie Literaturlisten oder
gar Bibliographien statt eines bloßen Verzeichnisses der benutzten Literatur
oder durch leicht überarbeitete Tabellen und Schaubilder. Und alle berufen sich
wie amerikanische Präsidenten auf Paulus, der den Ephesern (4,25) schrieb:
„Darum leget die lügen ab, und redet die wahrheit, ein jeglicher mit seinem
nächsten, sintemal wir untereinander glieder sind“. Also, unsere Studenten
sollen lernen, wie man Erfolg hat, sich nicht auf die Fälschung spektakulärer
Forschungsergebnisse einläßt, die nur den aufmerksamen Neid der Kollegen und
unerwünschte Reaktionen der Geldgeber provozieren. Viel sicherer ist es,
tatsächlich geleistete Forschung als relevant zu verkaufen, wie z. B. in
welcher Jahreszeit und dann sogar vielleicht aus welchen Gründen die meisten
Kinder gezeugt werden – dann könnte ein Großteil der Geburtskliniken
geschlossen oder zumindst für zehn Monate im Jahr umfunktioniert werden. Oder
man führt spektakuläre Forschungen über die männlichen und weiblichen
Geschmacksnerven durch, um hinterher festzustellen, dass die besseren Bier-Verkoster
die Frauen sind Es ist lediglich der vergebliche Aufstandsversuch der
Kleingeister im Mittelbau, wenn einer von ihnen zu fragen wagt: „wie, Sie
lassen nicht forschen?“ Das sind doch nur die Kritiker an Jayson Blair, die die
Effizienz des Spiels vergessen, entweder mit Enthüllungen zu drohen oder die
Ergebnisse anderer unerfragt und nicht gewürdigt zu übernehmen. Wie oft wird
denn eine Versuchsreihe entlarvt? Wie oft der Geldgeber eines Forschungsberichts?
Was für eine Freude, welch ein Ansporn es ist, mit den Geldern der Autoindustrie
die Sicherheit und Schadstoffarmut der Autos, mit denen der Pharmaindustrie den
Nutzen von Medikamenten, mit denen der Klein- und Mittelunternehmen die Folgen
des Subventionsabbaus abzuschätzen, zu verdrängen, dass wir an einem Punkt
angelangt sind, an dem wir die verfügbare Masse nur noch verschieben, um
Wachstum zu beweisen, die Bundesländer für Investitionen bezahlen, der Bund
für Exporte die finanziellen Garantien übernimmt, alles in der Hoffnung einer wundersamen
Vermehrung. Und damit wird die Johannes-Universität zu einer blühenden
Landschaft, und weiter bedeutet es für die Johannes-Universität, den
besonderen Geist einer besonderen Universität sichtbar zu machen. Was aber auf
keinen Fall geschehen sollte: wegen fehlender Modernität zu dauernder
Modernisierung gezwungen zu werden. Die Offenheit der Lehre und des Studiums
bedeutet die dauernde Chance zu unangestrengter Innovation. Doch auch
unmittelbare akademische Ehren werden auf diese Weise erworben, so dass eine
Absolventin der außereuropäischen Kunst unter dem Schutz von Frau Kim-Sebestyn,
Caroline Brückner, zählbar unter die oberen Zehntausend der deutschen Akademia,
zu den oberen Hundertausend der deutschen Gesellschaft schon sehr bald mit den
höchsten akademischen Ehren Deutschlands ausgezeichnet werden wird, wobei die laudatio einem großen Biologen, dem
Vizepräsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Präsidenten einer
renommierten deutschen staatlichen Universität und naivem Huldiger
arkanisierter und damit populärer Wissenschaft obliegt:
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