Samstag, 24. April 2010

Immer diese störenden Zwischenbemerkungen

In Düsseldorf wohnten wir von 1951 bis 1971 in der Cecilienallee 52 im zweiten Stock rechts, einem Wohnblock, der inzwischen unter Denkmalschutz steht und 1926 vom Architekten Heinrich Schell errichtet wurde. Meine Mutter brachte, auch wenn verschiedene websites das so nicht ohne weiteres hergeben, diese Bauten mit der Gesolei in Verbindung, der noch berühmteren Ausstellung aus dem Jahre 1926 als die, die ich als Kind auf den Rheinwiesen erlebte „Alle sollen besser leben“ im Jahre 1953 mit Ausnahme von uns natürlich, weil der Unterhaltungsteil genau vor unserem Fenster aufgebaut wurde.
Aber das wollte ich gar nicht erzählen, sondern davon, dass es in der heutigen Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 24. April 2010, S. Z3, einen recht amüsanten Artikel von Roberto Zapperi, „Zu viel Moralismus macht den Körper schmutzig“ über das Bidet gab, und mir dabei einfiel, ihm innerlich zu widersprechen, auch wenn ich ihm abnehme, dass das Bidet in Italien und Frankreich und auf der Iberischen Halbinsel sehr viel verbreiteter ist als bei uns. Im Badezimmer dieser gehobenen Beamtenwohnung gab es ein Bidet, ich möchte annehmen originaliter. Das Problem war ein anderes. Meine Eltern, ungemein schätzenswert und mit einem gerüttelten Maß an Frankreicherfahrung neigten nicht zu Aufklärungsarbeit. Deshalb interpretierte ich das Bidet für mich selbst als Fußbadewanne – kaum ungewöhnlich wie ich feststellen muss, sondern ganz natürlich – und holte einen Hocker ins Badezimmer, dazu Lektüre und setzte meine Füße einem längeren Bad aus, um sie hinterher gründlich zu pflegen wie vielleicht Mme Pompadour ihre „private parts“. Übrigens erscheint mir der religiöse Erklärungsansatz sehr tauglich – doch das katholische Rheinland?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen