Donnerstag, 15. April 2010

Lyder Sagen I

Læsebog i Modersmaalet for Børn of Ungdommen. af Overlærer Lyder Sagen, omarbeidet og forøget af P.J. Stub, Adjunkt ved Bergens lærde Skole. Bergen: Forlagt af Grønnings Enkes Boghandel (H. Ulseth). 1861. [Mit 295 Stücken auf 600 S.] Birkeland u.a. (S. 14) charakterisieren diese Lesebücher als typisches Produkt der Aufklärung, die mit erbaulichen Geschichtchen zur Nachahmung anregen sollten, und in dieser Hinsicht ähnelten diese und die etwa zeitgenössischen Kinderbücher einander. Übrigens: Über Stub habe ich rein gar nichts finden können, obwohl die von ihm überarbeitete Ausgabe die verbreitetste gewesen zu sein scheint.
Mein Exemplar gehörte jemandem, der E. Lehmann hieß, und diese Person oder eine andere hat in den Einband mit blauem Bleistift ein Gedicht über Schmetterlinge notiert, das ich nicht mehr entziffern kann.
Der für das ganze Lesebuch verantwortliche Lyder Christian Sagen hat unmittelbar an den folgenden Stücken in der einen oder anderen Weise mitgewirkt: 1, 3, 6, 8, 9, 12, 14, 16, 19, 20, 24, 29, 37, 40, 41, 48, 60, 64, 71, 75, 76, 77, 82, 83, 84, 86, 90, 106, 131, 133, 134, 145, 147, 148, 151, 168, 172, 174, 176, 184, 187, 194, 203, 208, 225, 231, 245, 247, 258, 259, 273, 277, 278, 288, 289, 291.
Űberwiegend nach der norwegischen Wikipedia und auch die anderen nach verschiedenen Internetseiten (selten einmal wusste ich selbst etwas):
Lyder Christian Sagen (*13. März 1777 in Bergen, †16. Juni 1850), Pädagoge und Dichter, bekannt für seine lange Dienstzeit als Lehrer in Bergen. Sohn des Kaufmanns Albert Petter Sagen und der Lydia Catharina geb. Middelthun. Der Vater war befreundet mit dem Dichter Claus Fasting, der Taufpate Lyder Sagens wurde.

Anmerkung: Claus Fasting, auch einige Male im Lesebuch vertreten (Nrn. 58, 88, 142, 263, 264) spielte in Bergen eine recht bedeutende Rolle, von ihm: 1. und 3. Teil von Beskrivelse over Bergen von Bürgermeister Cl. Fasting. Fastings samlede skrifter. Oslo 1979; Aktierne eller De Rige. Bergen 1797; Udvalg af Claus Fastings forhen trykte og utrykte Skrifter, med Bidrag til hans Biographie. Hrsg. Lyder Sagen. Bergen 1837. Fasting spielt auch für die Entwicklung der Bergens Kathedralschule eine positive Rolle Die Schulbibliothek wuchs in Holmboes ersten drei Jahren von 362 auf 2583 Bände u.a. durch die Eingliederung der Seminarbibliothek (1300) und von Claus Fastings Buchsammlung (500 Bände). (Ende)
Lyder Sagen begann als Kaufmannslehrling, aber mit 15 Jahren wollte er das Abitur machen. Da er viel Versäumtes nachholen musste, konnte er erst mit 17 in die Kathedralschule von Bergen eintreten. Auf der Schule waren seine besten Freunde die späteren Pfarrer Niels Dahl und Johan Ernst Welhaven, der Vater von Johan Sebastian Welhaven – vielleicht der norwegische Lieblingsdichter meiner Mutter. 1797 fuhren die drei nach København, um zu studieren. Lyder Sagen beendete die vorbereitenden Studien mit den bestmöglichen Noten und studierte eine Zeit lang Theologie, war jedoch mehr an Sprache und Literatur interessiert. 1799 traf er Knud Lyhne Rahbek,
Anmerkung: der ihn in sein Künstlerheim «Bakkehuset» einführte und mit den Nrn. 5, 25, 54, 98, 116, 128, 135, 151, 225, 231, 243 in diesem Band vertreten ist. S. aber auch in diesem Band die Nrn. 173 und 251 und DBH III, 157-8. (Ende)
Hier verkehrte er u.a. mit Henrich Steffens, Oehlenschläger, Peter Andreas Heiberg und Baggesen.
Anmerkung: Henrich Steffens (1773-1845) stammte aus Stavanger und wurde Professor in Halle, Breslau und Berlin. Er war ein eifriger Anhänger Schellings und Vertreter der romantisch-reaktionären Zeitströmung. (Ende)
Anmerkung: Zu Adam Gottlieb Oehlenschläger, in Deutschland als Besucher Goethes bekannt und oft in diesem Lesebuch vertreten, nämlich mit den Nrn. 76, 92, 112, 121, 122, 139, 149, 152, 155, 165, 178, 181, 198, 244, 248, 256, 268; c.f. auch DBH III, 780-3 und natürlich Brandes I, 215-265, geschrieben 1886. Auf Deutsch von ihm: Axel und Walburg. Eine Tragödie in fünf Acten. Für das k.k. Hoftheater. Wien: Wallishausser 1814; König Helge. Eine Nordland-Saga. Uebersetzt von Gottfried [Freiherr] von [Lütgendorff] -Leinburg. Berlin: Allgemeine deutsche Verlagsanstalt 1869. (Ende)
Anmerkung: Jens Immanuel Baggesen, *15. Februar 1764 in Korsør, Seeland, †3. Oktober 1826 in Hamburg, dänischer Schriftsteller und Übersetzer. (Nrn. 74, 229, 266, 272, 279, 281) Einen Teil seiner Werke publizierte er zunächst auf Deutsch. Schon zu Lebzeiten wurde er als Dänischer Wieland verehrt. Baggesen war der Sohn des Wegewärters (http://am-recklinghausen.de/Berufsgeschichte/berufsgeschichte.html, allerdings erst seit 1814 in Preußen und http://www.esbeck.net/attachments/File/Das_Buch.pdf, (S. 118), wenn man die Seriösität des Wegewärteramtes in Zweifel ziehen sollte) Bagge Baggesen (1735-1785) und dessen Ehefrau Anna Möller, die man beide in der NDB sub Sohn findet. Mittels eines Stipendiums, das ihn allerdings zum Studium der Theologie verpflichtete, konnte Baggesen nicht nur die Schule in Slagelse absolvieren, sondern auch ab 1785 in København und Göttingen studieren. Schon während des Studiums nahm er aus Begeisterung für den Philosophen Immanuel Kant als zweiten Vornamen Immanuel an. Im selben Jahr veröffentlichte Baggesen erste Gedichte. Dafür wurde ihm von Friedrich Christian von Augustenburg, dessen Lektor und Freund er später wurde, ein Reise-Stipendium gewährt. Im Mai 1789 startete Baggesen zusammen mit Friederike Brun (1765-1835) (s. einmal mehr Adalbert Elschenbroich in NDB) und Carl Friedrich Cramer (1752-1807),
Anmerkung in der Anmerkung: offensichtlich ein besonderer Witzbold nicht nur als jugendlicher Professor der orientalischen Sprachen in Kiel, sondern auch als Anhänger der französischen Revolution später in Paris, (Ende)
zu einer längeren Reise durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Großbritannien.
Anmerkung zur Anmerkung in der Anmerkung: Da ich nicht wusste, wer Carl Friedrich Cramer war, googelte ich und las überdies von Konrad Hirschler, „Carl Friedrich Cramer und die „morgenländischen“ Sprachen. Anmerkungen zu einem Orientalisten des 18. Jahrhunderts“, in: „Ein Mann von Feuer und Talenten“. Leben und Werk von Carl Friedrich Cramer, Hrsg. Rüdiger Schütt. Göttingen: Wallstein Verlag 2005, worin mir wahrscheinlich am besten gefällt, „dass Schiller 1778 sein Drama Nathan der Weise herausbrachte“. (Ende)
Auf dieser großen Reise heiratete Baggesen am 5. März 1790 in Köniz bei Bern Sophie von Haller, die Enkelin Albrecht von Hallers. Mit ihr hatte er zwei Söhne: Carl Albrecht Reinhold und August Ernst. Auf der Rückreise nach København im Spätsommer 1790 kam Baggesen in Weimar und Jena in den Kreis um Christoph Martin Wieland und Friedrich Schiller. Johann Christoph Bode (1730-1793)
Anmerkung in der Anmerkung: Unter Bodes Übersetzungen sind u. a. Laurence Sternes "Yoriks empfindsame Reise" (Hamb. 1768, 5. Aufl. 1804), nicht ganz unpassend für das erste Halbjahr 2010, als im Verlag Galiani in Berlin Laurence Sterne: „Eine empfindsame Reise durch Frankreich und Italien von Mr. Yorick. Neu aus dem Englischen übersetzt und kommentiert von Michael Walter. Mit einem Nachwort von Wolfgang Hörner. 359 S, geb. 24,95 € erschien, besprochen von Hans Ulrich Gumbrecht, „Der Mann, der den Frauen widerstand“ in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. März 2010, Z5. Gumbrecht vermisst in der Übersetzung „die Bewegung hin zur ernsten vorrevolutionären Moralität. "Tristram Shandys Leben" (Hamburg 1774, 9 Bde.), Goldsmiths "Dorfprediger von Wakefield" (Leipzig 1776), Fieldings "Tom Jones" (Ende)
machte ihn mit dem System des Illuminatenordens bekannt und er trat diesem zu einem unbekannten Zeitpunkt unter dem Namen 'Immanuel' bei. In København angekommen, teilte er seine Begeisterung für Schillers Werke seinen Gönnern und Freunden, dem Herzog Friedrich Christian von Augustenburg, der damals noch gegen Schiller war, und dem Minister Grafen Ernst von Schimmelmann mit. Baggesen las ihnen mit viel Erfolg Don Carlos und die späteren Schriften Schillers vor. Durch Baggesen wurde ab Dezember 1791 durch Erbprinz Friedrich Christian von Augustenburg und Graf Ernst von Schimmelmann dem kranken Friedrich Schiller eine dreijährige Pension zugesprochen. Er veröffentlichte in København seine Reiseeindrücke im Stil von Laurence Sterne. Wegen der Krankheit seiner Frau entschloss er sich 1793, sie und die beiden Söhne zu deren Familie nach Bern zu bringen. Am 23. Juli 1793 wurde Baggesen in die ersten beiden Grade des neuen „Bundes der deutschen Freimaurer“ in der Gothaer Loge Zum Kompaß aufgenommen. Am 24. Juli 1793 erfolgte die informelle Erteilung des Meistergrades durch Johann Christoph Bode. Baggesen selbst bereiste mit Carl Ludwig Fernow (1763-1808) Italien. Auf der Rückreise bekam er in Weimar von Herzog Friedrich Christian von Augustenburg den Auftrag, sich nach Paris zu begeben und sich eine Meinung zur Revolution zu bilden. Kurz nach seiner Rückkehr nach København wurde Baggesen 1796 zum Propst, 1798 zum Schulpräpositus – wenn man google glaubt, dann erscheint dieser Titel zwölf mal nur in Verbindung mit unserem Baggesen – und Theaterdirektor ernannt. Er gab diese Ämter nach einigen Jahren auf und zog 1797, nach dem Tod seiner Ehefrau, wieder nach Paris. Dort heiratete er am 28. Juni 1799 Fanny Reybaz. Zusammen mit ihr hielt er sich dort fast ununterbrochen bis 1811 auf. Neben Liebeslyrik und begeisterten Oden an die Französische Revolution publizierte Baggesen auch von Christoph Martin Wieland und Ludvig Holberg beeinflusste Verserzählungen. In seiner Verserzählung Giengaren nahm Baggesen kritisch zu seinen eigenen Schaffen Stellung. 1811 nahm Baggesen einen Ruf der Universität Kiel an und lehrte dort bis 1813 als Professor für dänische Sprache und Literatur. 1813 wurde Baggesen der Titel eines Justizrates verliehen, doch er kehrte nach København zurück. Dort lösten seine Artikel gegen Adam Gottlieb Oehlenschläger eine öffentliche Literaturfehde aus, welche bis 1820 dauerte. In diesem Jahr starb auch seine zweite Ehefrau und er wählte nun seinen ständigen Wohnsitz in Bern. Seit diesem Jahr war Baggesen wieder auf Reisen. Neben Besuchen in Paris und Weimar suchte er wegen seiner Krankheit Teplitz, Karlsbad und Marienbad auf. Baggesen starb am 3. Oktober 1826 in Hamburg in einem Freimaurerspital. Für seinen menschlichen Einsatz für Schiller ließ die Freimaurerloge Plato in Wiesbaden 1911 einen Schillergedenkstein setzen, auf dem dessen Helfer vermerkt wurden. Adam und Eva oder die Geschichte des Sündenfalls (1826) Giengaren og han selv eller Baggesen over Baggesen (1807) Komische Erzählungen (1782) Das Labyrinth oder Reise durch Deutschland in die Schweiz (1789) Parthenais oder die Alpenreise (1804) Baggesen, August E.: Jens Baggesen. - Kopenhagen, 1.1849 - 4.1846 Hesse, Otto E.: Jens Baggesen und die deutsche Philosophie. - Leipzig: Univ., 1914 Nägele, Horst: Der deutsche Idealismus in der existenziellen Kategorie des Humors. - Neumünster: Wachholtz, 1971; Adalbert Elschenbroich, „Baggesen, Jens Immanuel“, in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 538-539 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/artikelNDB_pnd118505904.html). (Ende)
Sagen begann, Gedichte zu schreiben und debutierte in „Den danske Tilskuer“ 1800, ein Erinnerungsgedicht an Johan Fredrik Fosswinckel (Fuchswinkel).
Anmerkung:„Om Skansens fullstendige historie skal beskrives, må det fortelles om rikmannen Johan Frederik Fosswinckel som eide Store Bleken gård på 1700-tallet, og som på sin eiendom anla et platå med brystvern av gråstein, en "skanse", foran hovedhuset på Store Bleken. Her ble benker satt ut, og på Skansen fikk altså byens borgere anledning til å nyte utsikten over den gamle Hansastaden innerst i Vågen. Veien fra byen gikk i sikksakk oppover Vetrlidsallmenningen via Krybbebakken til den passerte gjennom brystvernet like foran hovedhuset. Fosswinckel eide gårdene Øvre Bleken og Store Bleken til sin død i 1799. Like syd for hovedhuset satte han ned en del lindetrær, og mange av disse står ennå, og vitner om denne geskjeftige mann, Johan Frederik Fosswinckel.“ Nach Blyttia 59.2001:2, S. 100 importierte er die Lindenbäume von Holland nach Bergen. (Ende)
In den Folgejahren schickte er gelegentliche poetische Beiträge an verschiedene Zeitschriften. Er ist vor allem als Gelegenheitsdichter bekannt, z.B. schrieb er ein Kriegsgedicht vor der Schlacht auf der Rheede von København am 2. April 1801. Nach dem philologischen Examen war er fast 5 Jahre Lehrer an Christianis Institut, eine der besseren Schulen in København, die 1794 vom Hofprediger Christiani gegründet worden war und – oh Schreck – so etwas wie nationalen Sport im Programm hatte. Allerdings wünschte er, nach Bergen zurückzukehren. Ende 1805 wurde er Adjunkt an der Kathedralskole in Bergen. Insgesamt war er 43 Jahre mit dieser Schule verbunden, seit 1814 als Oberlehrer. Für die meiste Zeit war er Lehrer für Norwegisch, und als Lehrer dieses Faches errang er einen einzigartigen Bekanntheitsgrad und übte großen Einfluss auf seine Schüler aus. Im Unterricht legte er weniger Wert auf die Vermittlung von Kenntnissen als auf die Fähigkeit selbständig zu denken.
Lyder Sagen und sein Læsebog sind eine unendliche Geschichte, die hier gerade beginnt, und es überhaupt lesbar zu halten fällt mir schwer.

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